Spektakulärer Fund in der antiken Stadt Ninive: Im Thronsaal des Nordpalasts von König Assurbanipal entdeckten die Archäologen ein monumentales Relief mit Darstellungen assyrischer Gottheiten

3D-Modell des Reliefs: Die Fundstücke sind dunkelgrau markiert, der hellgraue Teil stellt eine Rekonstruktion dar, die auf den gefundenen Teilen basiert. Im Zentrum ist König Assurbanipal dargestellt. Flankiert wird er vom Gott Assur (links) und der Stadtgöttin von Ninive namens Ištar (rechts). Hinter diesen folgen jeweils ein Fisch-Genius sowie eine Stützfigur mit erhobenen Armen. | © Michael Rummel

Bei Ausgrabungen im Irak hat ein Team der Universität Heidelberg einen spektakulären Fund gemacht: Im Thronsaal des Nordpalasts von König Assurbanipal in der antiken Metropole Ninive entdeckten die Archäologen große Teile eines monumentalen Reliefs, das den Herrscher des assyrischen Reiches aus dem siebten Jahrhundert vor Christus in Begleitung zweier bedeutender Gottheiten sowie weiterer Figuren zeigt. Das Relief war auf einer mächtigen Steinplatte von fünfeinhalb Metern Länge und drei Metern Höhe angebracht, die ein Gewicht von rund zwölf Tonnen aufweist. Der Fund ist für die Wissenschaftler nicht nur wegen seiner Größe außergewöhnlich, sondern auch im Hinblick auf das Bildprogramm:

„Unter den zahlreichen Reliefdarstellungen assyrischer Paläste, die uns bekannt sind, gibt es keine Darstellung der großen Gottheiten“,

betont Prof. Dr. Aaron Schmitt vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie, der die Ausgrabungen im Nordpalast leitet.

Fragment des entdeckten Reliefs | © Schmitt

Die antike Stadt Ninive, die sich im Bereich der heutigen irakischen Stadt Mossul befand, gilt als eine der wichtigsten Städte Nordmesopotamiens und entwickelte sich im späten achten Jahrhundert vor Christus unter König Sanherib zur Hauptstadt des assyrischen Weltreichs. Aaron Schmitt und sein Team forschen seit 2022 auf dem Kuyunjik-Hügel im Kernbereich des von König Assurbanipal errichteten Nordpalastes. Die Ausgrabungen sind Teil des 2018 gestarteten Heidelberger Ninive-Projekts unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Maul, Wissenschaftler am Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Universität Heidelberg. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatten britische Forscher erstmals den Nordpalast des antiken Ninive untersucht und dabei großformatige Reliefs entdeckt, die heute im British Museum in London ausgestellt sind.

Im Zentrum des jetzt entdeckten Reliefs ist König Assurbanipal dargestellt, der letzte große Herrscher des assyrischen Reichs. Flankiert wird er von zwei hohen Gottheiten: dem Gott Assur und der Stadtgöttin von Ninive namens Ištar. Hinter diesen folgen jeweils ein Fisch-Genius, der den Göttern und dem Herrscher Heil und Leben spendet, sowie eine Stützfigur mit erhobenen Armen; sie ist vermutlich als ein Skorpionmensch zu rekonstruieren.

„Diese Figuren lassen darauf schließen, dass ursprünglich über dem Relief eine riesige geflügelte Sonnenscheibe angebracht war“,

erläutert Aaron Schmitt. Auf Grundlage der vor Ort gesammelten Daten werden die Wissenschaftler in den kommenden Monaten die Darstellung sowie den Fundkontext detailliert untersuchen und die Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift publizieren.

Heidelberger Grabungsarbeiten im antiken Ninive | © Schmitt

Das Relief stand ursprünglich, so Prof. Schmitt, in einer Wandnische gegenüber dem Haupteingang zum Thronsaal, also am wichtigsten Ort des Palasts. Die Reliefbruchstücke haben die Heidelberger Forscherinnen und Forscher in einer mit Erde gefüllten Grube hinter dieser Nische entdeckt. Sie ist vermutlich in hellenistischer Zeit im dritten oder zweiten Jahrhundert vor Christus angelegt worden.

„Dass die Fragmente vergraben waren, ist sicherlich mit ein Grund dafür, warum die britischen Archäologen sie vor etwas mehr als hundert Jahren nicht fanden“,

vermutet Prof. Schmitt. In Absprache mit der staatlichen Antikenverwaltung des Irak (SBAH) ist geplant, das Relief mittelfristig wieder an der originalen Stelle zu platzieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Heidelberger Grabungsarbeiten im antiken Ninive | © Schmitt

Pressemitteilung der Universität Heidelberg

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