Historische Städte liefern entscheidende Datensätze für Stadtplanung, Politik und Prognosen des Anthropozäns

Eine neue Studie geleitet von Forschenden des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie (MPI-GEA), die in der ersten Ausgabe der neuen Fachzeitschrift Nature Cities veröffentlicht wurde, zeigt, wie modernste Methoden und Perspektiven aus Archäologie, Geschichte und Paläoökologie ein neues Licht auf 5.500 Jahre städtisches Leben werfen.

Multidisciplinary approaches to urban archaeology provide a wealth of information about how cities shape, and are shaped by, their environment. Credits: Michelle O'Reilly
Multidisziplinäre Ansätze in der Stadtarchäologie liefern eine Fülle von Informationen darüber, wie Städte ihre Umwelt formen und von ihr geformt werden. © Michelle O’Reilly

Städte spielen eine Schlüsselrolle für den Klimawandel und die biologische Vielfalt und sind eines der Merkmale des Anthropozäns mit dem größten Wiedererkennungswert. Sie beschleunigen Innovationen und formen soziale Netzwerke, während sie gleichzeitig Ungleichheiten aufrechterhalten und intensivieren. Heute lebt mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten, ein Anteil, der bis Mitte des 21. Jahrhunderts auf fast 70 Prozent ansteigen wird. Dennoch sind Städte ungeachtet ihrer großen Bedeutung für das Anthropozän kein neues Phänomen.

In einer neuen Studie vertritt ein interdisziplinäres Team des MPI-GEA die Auffassung, dass die Geschichte des Städtebaus eine wichtige Quelle für das Verständnis der Ursachen unserer heutigen urbanen Herausforderungen ist und wie wir diese angehen können. Die Veröffentlichung zeigt auf, wie neue Methoden unser Verständnis von vergangenen Städten verändern und einen Referenzpunkt für urbane Gesellschaften bieten, die durch intensive klimatische Extreme des 21. Jahrhunderts navigieren.

Diese Methoden reichen von Fernerkundungstechniken wie LiDAR, die Städte an Orten dokumentieren, an denen städtisches Leben einst als unmöglich galt, bis hin zu biomolekularen Ansätzen wie der Isotopenanalyse, die Einblicke darüber geben kann, wie Städte verschiedene Organismen geformt und die menschliche Mobilität und Vernetzung im Laufe der Zeit beeinflusst haben. Gleichzeitig kann die Untersuchung von Sedimentkernen und historischen Daten zeigen, wie Städte Anpassungsdruck auf verschiedene Landschaften und menschliche Gesellschaften ausgeübt haben – und dies auch heute noch tun.

Urbanism, land use and the Earth system are closely connected in co-evolutionary relationships, where changes in one area lead to changes in others. Credits: Michelle O'Reilly
Historische Städte liefern entscheidende Datensätze für Stadtplanung, Politik und Prognosen des Anthropozäns. Städtebau, Landnutzung und das Erdsystem sind in koevolutionären Beziehungen eng miteinander verbunden, wobei Veränderungen in einem Bereich zu Veränderungen in anderen führen. © Michelle O’Reilly

In dem Maße, wie das Verständnis für den Einfluss der Menschheit auf das Erdsystem wächst, wird die Urbanisierung zunehmend als eine der folgenreichsten Formen der Landnutzung angesehen. Diese neue Studie zeigt die große Bedeutung multidisziplinärer Ansätze, einschließlich der Modellierung des Erdsystems auf, die Auswirkungen historischer Formen der urbanen Planung auf die Landnutzung aufzeigen und, was besonders wichtig ist, wie sie mit den Auswirkungen heutiger urbaner Gebiete verglichen werden.

Die Forschenden betonen immer wieder, dass die Vergangenheit nicht nur anekdotische Einblicke liefert, sondern auch numerische Datensätze über Straßenlängen, Gebäudearten, Bevölkerungszahlen, Wirtschaftsleistung, ökologische Auswirkungen und mehr liefert. Mit den Fortschritten in der rechnergestützten Archäologie eröffnet dies die Möglichkeit, Ähnlichkeiten und Unterschiede in städtischen Pfaden über Raum und Zeit hinweg zu quantifizieren und die Vergangenheit direkt mit der Gegenwart zu verknüpfen.

Anhand verschiedener Beispiele aus der ganzen Welt – vom mittelalterlichen Konstantinopel (heute Istanbul) bis hin zum Bagdad des neunten Jahrhunderts, von Groß-Simbabwe zum Großraum Angkor in Kambodscha – zeigt diese Studie das Potenzial neuer methodischer Ansätze auf, um historische Vermächtnisse aufzudecken und die Entwicklung der Stadtplanung im Erdzeitalter des Anthropozäns vorherzusagen.

Veröffentlichung:
Patrick Roberts, Christopher Carleton, Noel Amano, David Max Findley, Rebecca Hamilton, S. Yoshi Maezumi, Ricarda Winkelmann, Manfred D. Laubichler, Jürgen Renn, Using urban pasts to speak to urban presents in the Anthropocene, Nature Cities, DOI: https://dx.doi.org/10.1038

Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie

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