Speyer, Worms und Mainz digitalisieren Handschriften aus dem Mittelalter – Kulturgutschätze aus sieben Jahrhunderten werden nach Digitalisierung öffentlich zugänglich gemacht / Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit 310.000 Euro
Mit einer Kick-off-Veranstaltung in der Universitätsbibliothek Mainz ist heute ein Projekt zur Digitalisierung von 462 mittelalterlichen Handschriften aus den Bischofsstädten Speyer, Worms und Mainz gestartet. In dem Projekt werden einzigartige Kulturgutschätze erstmals hochwertig digitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zudem wird ein Teil der Handschriften erstmalig wissenschaftlich beschrieben. Auf Antrag der Universitätsbibliothek Mainz, der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz und des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Digitalisierung in den kommenden drei Jahren mit 310.000 EUR. Als Kooperationspartner unterstützen die Martinus-Bibliothek Mainz und das Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig das Projekt.
„Die politische, religiöse und wirtschaftliche Spitzenstellung machte den Mittelrhein im Mittelalter zu einer herausragenden Region der Handschriftenproduktion“, betont Dr. Christian George von der Universitätsbibliothek Mainz. „Wir freuen uns daher sehr, dass wir diese Schätze nun digitalisieren und öffentlich zugänglich machen können.“
462 Handschriften mit rund 170.000 Seiten werden auf digitalen Medien für die Zukunft gespeichert
Digitalisiert werden die mittelalterlichen Buchbestände aus öffentlichen Einrichtungen der Städte Speyer, Worms und Mainz – insgesamt 462 Handschriften mit etwa 170.000 Seiten. Dazu zählen beispielsweise so wichtige Schriften wie das aus dem 9. Jahrhundert stammende Sakramentar von St. Alban, das zu den ältesten Handschriften des Projekts gehört und in der Martinus-Bibliothek Mainz aufbewahrt wird, sowie die sechs großformatigen Chorbücher der Karmeliter aus dem Bestand des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums, mit deren Digitalisierung das Projekt begonnen hat.
„Unter den 462 Handschriften befinden sich zahlreiche, die ins Hochmittelalter zu datieren sind, darunter einige, die aus dem 10. oder sogar 9. Jahrhundert stammen. Der Schwerpunkt liegt aber auf der Zeit ab Ende des 14. Jahrhunderts“,
ergänzt George, der als Leiter der Abteilung Archive und Sammlungen an der Universitätsbibliothek (UB) Mainz das DFG-Projekt koordiniert.
Die reiche mittelalterliche Buchlandschaft der drei rheinischen Städte ist heute sehr unübersichtlich, nachdem die Kriege der Neuzeit und die Folgen der Französischen Revolution erhebliche Schädigungen verursacht hatten. Mit der umfassenden Digitalisierung und der Bereitstellung der Bilddaten will das Projekt Möglichkeiten eröffnen, übergreifende Fragen der Kultur- und Überlieferungsgeschichte zu erforschen. Der Nachweis der Handschriften erfolgt über das Handschriftenportal der Handschriftenzentren. Die Präsentation der digitalisierten Schriften übernimmt das Portal Gutenberg Capture der UB Mainz, die auch die Langzeitarchivierung und die freie Zugänglichkeit der produzierten Daten sicherstellt.
Das Projekt wird ergänzt durch die Tiefenerschließung von 39 in Speyer und Worms liegenden Handschriften, die bisher nur nach Minimalanforderungen berücksichtigt wurden. Mit dem Vorgang der Tiefenerschließung ist die detaillierte Erfassung der in einer Handschrift enthaltenen Texte sowie die Beschreibung der Geschichte der Handschrift, der Schrift, der Miniaturen, Initialen und Zierseiten und des Einbands gemeint.
13 Kulturinstitutionen beteiligt
Am Projekt „Digitalisierung mittelalterlicher Handschriftenbestände in den rheinischen Bischofsstädten Speyer, Worms und Mainz“ sind 13 Kulturinstitutionen als Leihgeber beteiligt:
- aus Speyer
– LBZ/Pfälzische Landesbibliothek (14 Handschriften)
– Bistumsarchiv Speyer (3 Handschriften)
– Stadtarchiv Speyer (7 Handschriften) - aus Worms
– Stadtarchiv Worms (13 Handschriften)
– Wissenschaftliche Stadtbibliothek Worms (2 Handschriften) - aus Mainz
– Wissenschaftliche Stadtbibliothek (273 Handschriften)
– Stadtarchiv Mainz (51 Handschriften)
– Martinus-Bibliothek (56 Handschriften)
– Gutenberg-Museum (17 Handschriften)
– Dom- und Diözesanmuseum Mainz (14 Handschriften)
– Dom- und Diözesanarchiv Mainz (8 Handschriften)
– Universitätsbibliothek Mainz (3 Handschriften)
– Archiv des Mainzer Domchors (1 Handschriften)
Pressemitteilung von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz – JGU